kleingeist und die weltgeschichte

Selten gab es so ein Buch, welches mich hineinsog, verschlang und bis zum Ende nicht mehr ausspuckte. Die Rede ist hier von einer absolut kurzweiligen, unterhaltsamen aber nicht minder informativen «kurzen Weltgeschichte für junge Leser» von Ernst H. Gombrich.

Die Sprache ist einfach und verständlich, sehr bildhaft und die Geschichte wird so erzählt, wie man sie einem jungen Leser von sagen wir mal 8 Jahren vorlesen würde.

Ein absolutes Lesevergnügen! Eine wilde Zeitreise, in einer angenehmen Zeitkapsel. Das Inhaltsverzeichnis dient als Haltestellenfahrplan. An jeder Haltestelle wird genügend Freiraum geboten um sich an all den Besonderheiten der jeweiligen Epochen satt zu lesen.

Man fühlt sich an die Hand genommen, geführt durch die Geschichte, welche dort anfängt wo alles für jeden und alles angefangen hat. Mit einer kindlichen Wissbegierde fühlt man sich ins Schlaraffenland versetzt, man will immer mehr, weiterlesen, mehr erfahren.

Wäre dieses Buch der Lesestoff im Geschichtsunterricht gewesen, meine Noten wären durch die Decke gegangen! Eines der wertvollsten Bücher die ich je gelesen habe!

euer kleingeist

 

 

kleingeist und das Kokain

Roberto Saviano ist seit «Gomorrha» einer meiner Lieblingsautoren und so war die Erwartung gross als ich «Zero Zero Zero, wie Kokain die Welt beherrscht» zu lesen begann. Insgesamt ist das Buch sehr ähnlich zu Gomorrha. Saviano weiss mit seinem lebendigen, dramatischen Schreibstil zu fesseln. Die Tatsache, dass es sich nicht um Fiktion sondern um Fakten handelt, lässt mich für gewöhnlich nicht kalt. Wie in solchen Enthüllungsbüchern üblich, wimmelt es von Namen, Spitznamen und Beziehungen untereinander. Als hervorstechendes Merkmal sind die Kapitel zu erwähnen, wo Saviano ein Thema rund um das weisse Pulver mittels rapider Aufzählungen als stilistische Auflockerung des Buches verwendet. Einmal werden über ein paar Seiten die Drogenfunde der Behörden aufgezählt, mit Ortschaft, Behörde, Datum und beschlagnahmter Menge. Ein andermal wird eine Aufzählung mit potentiellen Konsumenten des weissen Stoffs geboten, mit der Grundbotschaft, dass jeder in seinem mehr oder minder nahen Bekanntenkreis jemanden kennt der sich die Nase damit pudert.

Es werden interessante Sichtweisen geboten, wie diejenige, dass viele Banken die jüngste Finanzkrise nur deshalb heil überstanden haben, weil die harten Narcodollars der kriminellen Organisationen als letzter real verfügbarer Wert die «virtuellen» und gescheiterten Finanzkonstrukte aufgefangen haben.

Es ist kein schönes Bild das Saviano uns hier vorhält. Unsere Gesellschaft ist in Europa und den USA ein lukrativer und verlockender Markt. In den Tretmühlen der Leistungsgesellschaft lassen sich mit dem weissen Pulver gewinne erzielen, und damit kriminelle Organisationen entstehen, die in Feuerkraft einigen Armeen der Welt in nichts nachstehen müssen. Nur mit dem Unterschied, dass diese Armeen in privater Hand sind und sich nicht um irgendwelche Konventionen kümmern müssen.

Wer keine Berührungsängste mit der harten Realität hat und sich eines lebhaften und teils dramatischen Schreibstils erfreut, wird das Buch mögen. Ich persönlich hatte bei Gomorrha mehrmals das Erlebnis, das Buch nicht beiseite legen zu können, weil es mich derart eingesogen hat. Bei «Zero Zero Zero» war dies insgesamt weniger der Fall. Dies hat meines Erachtens mit der Sprache zu tun, denn ich habe das Buch auf italienisch gelesen. Der Wortschatz genügte nicht vollends um alles zu verstehen, dies verhinderte womöglich das vollständige Eintauchen. Sinngemäss hatte ich deswegen aber keine Schwierigkeiten mitzukommen. Positiv ist hingegen festzuhalten, dass beim Lesen im Original keine Verluste durch das Übersetzen entstehen, und manche Sprachgewohnheiten aus dem Italienischen die Aussagekraft unterstreichen und das Lesevergnügen steigern. Eine Empfehlung ist das Buch auf jeden fall Wert.

kleingeist liest ein Buch über das Sterben

Solange man lebt kann es nicht schaden hin und wieder ein Buch zu lesen. «5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen», von Bronnie Ware liegt seit gestern auf dem «gelesen»-Stapel. Leseempfehlung? Ja, kann ich empfehlen. Der Tod beschäftigt die Menschheit schon seit Gedenken und obwohl schon Abermillionen diese Erfahrung gemacht haben, liegt es in der Natur der Sache, dass wir niemanden danach Fragen können der diese Erfahrung durchlebt hat. Kann man das überhaupt? Den Tod durchleben? Item. Bronnie Ware war eine Bankangestellte und eine Weltenbummlerin mit einem Hang zu einem gewissen Nomadentum. Nach dieser Einleitung kommt das Hauptthema in 5 Kapiteln zur Sprache. Jedes Kapitel ist einer Person gewidmet, welche Bronnie ihr Bedauern über ein Versäumnis gesteht. Mal ist es die Arbeit, welcher viel zu viel Zeit gewidmet wurde, ein andermal die Fremdbestimmung, welche man Rückblickend negativ beurteilte, aber was mir beim Lesen dieses Buches durch den Kopf ging, war für mich wichtiger als die konkreten Erlebnisberichte die da schwarz auf weiss geschrieben standen. Das was ich beim Lesen dachte, waren die Einsichten, die das Buch zu vermitteln versprach. «Einsichten, die Ihr Leben verändern werden» steht auf dem Buchdeckel. Ein versprechen, welches das Buch aus meiner Sicht nicht ganz halten kann. Dafür geht die Autorin nicht tief genug in das Thema rein. Eine unterhaltsame Lektüre, nicht zuletzt wegen dem zum Teil amüsanten, flapsigen Stil ist es dennoch. Am Schluss des Buches flachte das Lesevergnügen deshalb etwas ab, weil Seitenlang irgendwelche Lobdudeleien über «Du bist das Licht», «Hilf dir selbst» und «Steh Dir nicht selbst im Weg» meine Gedult arg strapazierten. Da wäre es besser gewesen, schneller zum Schluss zu kommen.

kleingeist in der Bibliothek

Nicht dass ich zuwenig Bücher hätte, aber nicht bei der lokalen Bibliothek registriert zu sein, nein, das durfte nicht länger sein. Eine Bibliothek ist eine günstige Möglichkeit, nicht nur in finanzieller Hinsicht, neues zu entdecken, deshalb habe ich mich jetzt als Benutzer angemeldet. Das erste Mal ist immer etwas Besonderes, und so musste ich schmunzeln, als ich die ersten Seiten des ersten ausgeliehenen Buches las. Ich fand es einfach passend, dass mich Umberto Eco’s «Die Kunst des Bücherliebens» ausgesucht hatte, damit ich es mit nach Hause nehme. Mein erstes Buch aus der hiesigen Bibliothek handelte also von der Bibliophilie, davon kann Eco sicherlich ein Buch schreiben. Es ist bekannt, dass Herr Eco eine ausgeprägte Leidenschaft für Bücher entwickelt hat, und davon berichtet er in dieser Sammlung von Aufsätzen auf eine amüsante Art und Weise. Mir gefiel vor Allem das erste und das letzte drittel des Buches, die Kapitel dazwischen, wo Eco über seltene Bücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert fachsimpelt, entzogen sich meinem Interesse, oder sprachen mich zumindest nicht so an, sodass sich kein Lesevergnügen einstellen konnte. Da es sich um ein kleines Band handelt, ist das auch nicht weiter tragisch. Eine Kaufempfehlung ist aus meiner Sicht für Genussleser nicht angebracht, da sich der Autor, eben im mittleren Drittel, sich vom eigentlichen Thema des Buches entfernt. Der Leser könnte darüber enttäuscht sein, dass nicht drin ist was drauf steht. Nichtsdestotrotz waren die anderen Kapitel sehr unterhaltsam und sorgten für den einen oder anderen Schmunzler.